Harry Potter und die Heiligtümer des Todes - Teil 2 (UK/USA 2011, Regie: David Yates, Buch: Steve Kloves, mit Daniel Radcliffe und Emma Watson)

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Und Harry Potter.

Nach dem ersten Teil, der halt nur der etwas zerdehnte Anfang eines Films war, nimmt die Harry-Potter-Heptalogie endlich wieder Fahrt auf. Der Film startet mit dem größten 3-D-Effekt des Werks, dem animierten Warner-Logo. Dann folgt ein grandioser Beginn: Die Stille im Strandhaus des Gringott-Bankers und die anschließende Achterbahnfahrt durch die unterirdischen Gewölbe des Bankgebäudes zählen zum Besten, was man als Opening in diesem Genre bislang sehen konnte (allenfalls getoppt durch den Anfang von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug"). Dann geht es in die Endschlacht um Hogwarts - mit (zu) wenigen emotionalen Passagen, ein großes Schlachtgemälde, nichts für kleine Kinder. Mitsamt nasenfreiem Voldemort, einer wunderbaren Bahnhofs-Dumbledore-Sequenz, und einem tapferen Neville. HP7.2 liefert eine dramaturgisch und tricktechnisch perfekte Eventshow ab, genau, wie man es sich von einem solchen Werk wünscht.

Leider haben sich einige Dialoge in das Werk hineingeschlichen, die den Zuschauer immer wieder herausreißen aus dem Fantasiegemälde. Marke: "Wir sind verloren, ich hätte noch eine einzige Idee, aber das wäre sehr gefährlich zu tun." Oder "Ihr lieben hundert Schüler, jetzt geht mal schön brav und ohne Gegenwehr in der Kerker." Da wird HP7.2 plötzlich wieder ein Kinderfilm - es hätten ein paar kleine Schnitte gutgetan, zumindest für den nichtgutgläubigen Zuschauer.

Und im Epilog des Films liegt das Maskenbild-Department reichlich daneben - erstaunlich, wo sonst alles so gut aussieht.

Aber bei allem Frotzeln im Detail, das Megabestseller über sich ergehen lassen müssen: Man wird hochzufrieden aus diesem Film herausgehen und eine kleine Träne im Auge haben - die Harry-Potter-Ära ist vorbei, und wer weiß, wann wieder etwas Adäquates kommen wird. Ob überhaupt.

Fazit: Höchst unterhaltsam mit superbem ersten Drittel! * * * *

 

Eine Filmkritik von Stephan Brüggenthies (www.brueggenthies.org)

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