Following (UK 1998), Buch und Regie: Christopher
Nolan, mit Jeremy Theobald
Dieses Filmdebüt hat seinen Weg ins internationale
Kino und auf DVD geschafft. Der Grund ist, dass Chritopher Nolan inzwischen
kein Unbekannter mehr ist, er hat nicht nur mit „Memento“
einen Kultfilm geschaffen. Einen Film, über den man nachher noch
wochenlang diskutieren kann.
„Following“ ist auch so ein Film. Wie ein klassischer Film
Noir kommt er daher, mit all seinen mysteriösen Charakteren, Schauplätzen
und Handlungsverläufen – und doch ist „Following“
ein Film der Jetztzeit, der den Menschen in krankhafter Isolation auf
den Punkt bringt. In bestechenden Schwarz-Weiß-Bildern führt
uns Nolan durch eine mehrdimensionale Geschichte, die uns irritiert,
die uns zum Nachdenken und zum Puzzeln zwingt, um uns immer wieder zu
überraschen – ja, auf dem falschen Fuß zu erwischen.
Following, das ist das Hobby von Einzelgänger Bill (Jeremy Theobald).
Während sich ein normaler Bürger damit begnügt, gelegentlich
in das Fenster des Nachbarn hineinzuspähen, geht Bill einen Schritt
weiter: Er folgt wildfremden Menschen auf den Strassen von London. Rechtfertigen
kann er sich seinen Beobachtungsdrang damit, dass er Schriftsteller
ist – oder sein will. In Wirklichkeit ist aber klar, dass Bill
seiner Neigung zum Voyeurismus nachgeht. Das kann nicht lange gut gehen,
denkt man. Und es geht nicht lange gut.
Eines Tages stellt einer der Verfolgten Bill zur Rede.
Cobb (Alex Haw) heißt der Mann, zunächst scheint er wütend
zu sein. Doch dann stellt sich heraus, dass auch Cobb ein Voyeur ist
– und zwar auf eine noch extremere Weise als Bill ... Bill wird
immer stärker in etwas hereingezogen, das er bald nicht kontrollieren
kann. Es wird immer furchterregender, was um Bill herum passiert. Und
mehr sollte man gar nicht wissen.
„Following“ ist so, wie frisches Kino sein muss: Erzählfreudig,
originell, spannend, doppelbödig und mit jeder Menge lakonischem
Humor. Abgründig englisch, dabei jedoch neuere Entwicklungen des
amerikanischen Gangsterkinos nicht ignorierend. Christopher Nolan weiß,
wie er den Zuschauer drankriegt oder ihm den Boden entzieht.
Nach den erstaunlich reichhaltigen 70 Minuten Film hat man das Gefühl,
ein mehrgängiges Filmmenü serviert bekommen zu haben. Und
anschließende Diskussionen mit Freund(inn)en, die wesentliche
Aspekte des Films natürlich völlig falsch verstanden haben,
sind eigentlich Pflicht.
Fazit: Ein frühes Meisterwerk! * * * * *
Eine Filmkritik von Stephan
Brüggenthies (www.brueggenthies.org)
Ursprünglich veröffentlicht im Kölner Stadt-Anzeiger.
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