Es war einmal in Amerika (Italien / USA 1984, Buch: Diverse, Regie: Sergio Leone, mit Robert de Niro, James Woods und Elizabeth McGovern). DIeser Film sollte Studienobjekt für alle Filmstudenten sein; hier lernt man, wie man mit schlafwandlerischer Sicherheit in einer Erzählung zwischen drei Handlungsebenen wechseln kann. Der Film ist handwerklich meisterlich, Sergio Leone ist auf dem Höhe- (und leider End-)punkt seiner inszenatorischen Schaffenskraft. Morricone fängt uns, Robert de Niro begeistert uns, alle Bilder und Handlungsstränge betören uns, gebannt starren wir vier Stunden auf die Leinwand und langweilen uns noch nicht mal in Momenten, die in anderen Filmen langweilig wären.. Wenn da bloß nicht diese Vergewaltigungsszene wäre! Es ist schlicht und einfach eine Vergewaltigung. Wir sollen den Held verstehen in seiner Krise, warum er es tut. Wir sollen die Situation verstehen, die Frau ist auch mit dran schuld, weil sie am Anfang falsch reagiert. Wir sollen Sergio Leones Haltung verstehen, die in diesem wunderbaren Moment kulminiert, wo der Chauffeur das Schweigegeld der Robert-de-Niro-Figur ablehnt. Wir sollen am Ende darüber nachdenken, ob Vergebung möglich ist. All das ist ehrenwert. Aber hallo, es bleibt trotzdem eine beschissene Vergewaltigung. Und deshalb sind alle im Film unternommenen Auffangversuche eher kontraproduktiv. Sie sind falsch. Der Film verharrt bei der Aufbereitung seiner Schlüsselszene in völlig unakzeptablem männlichem Denken. Was sehr, sehr schade ist.
Fazit: Meisterwerk mit sehr fadem Beigeschmack. * * * Eine Kritik von Stephan Brüggenthies (www.brueggenthies.org) |
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