Dawn of the dead (USA 2004, Regie: Zack Snyder,,
Buch: James Gunn u. a., mit Sarah Polley)
Das Unterfangen, im Zeitalter des postpostmodernen Horrorfilms
noch einen soliden blutigen Schocker mit Zombies hinzulegen, ist angesichts
all der Veralberungen des Genres ja eigentlich illusorisch. Der Neuauflage
des Romero-Klassikers „Zombie“ gelingt’s aber dennoch.
Debütregisseur Zack Snyder hält den nötigen Ernst für
die Angelegenheit; zwar gibt es etwas Humor im Film, aber der Grundton
bleibt am Boden. Snyder kommt aus der Werbung, und das merkt man auch
ein wenig: Generell wird mehr Wert auf das Bild als auf die Handlung
gelegt. Aber das ist okay. Der Film tut seine Pflicht, ja, mehr als
das: Er macht Spaß, er ist hinreichend blutig, und obendrein wartet
er mit einigen Schockeffekten auf, die es in sich haben (so z. B., wenn
eine Kettensäge seine Funktion als unschätzbares Verteidigungswerkzeug
verliert).
Der neue „Dawn of the Dead“ erzählt wie das Original
von einer Gruppe Menschen, die sich in einem Einkaufszentrum verschanzen
– denn draußen ist die Welt ein wenig unsicher geworden,
die ganze Gegend wird von Zombies beherrscht (die Zombies der Baureihe
2004 sind dabei natürlich nicht so herumtorkelnde Lahmärsche
wie im Original). Leider bemüht sich der Film bloß, Identifikation
mit seinen Hauptfiguren zu schaffen – im Endeffekt sind es (zumindest
am Anfang) zu viele Figuren, als dass es gelingen kann. Vielleicht dachte
sich Snyder auch, es lohnt sich ohnehin nicht. Umso schöner, wenn
es dem Film dem Zuschauer dann doch gelegentlich emotional das Herz
zerreißt – so z. B., wenn ein junges Pärchen Nachwuchs
im Einkaufszentrum bekommt. Einfacher Trick.
Was dem Film leider fehlt, ist eine metaphorische Ebene. Richtig gute
Horrorfilme haben sowas; oft natürlich nur, um den Filmemachern
eine Gewissenserleichterung für ihr inszeniertes Blutbad zu geben,
manchmal aber auch mit wirklicher Gesellschaftsrelevanz. Bei Romero
war das so, hier geht es eher um Schauwerte.
Dafür ist der Film (im Gegensatz zu Romeros) nie langweilig, er
ist viel straffer. Von der ersten Sequenz an. Bis zum Abspann, den man
sich bis zum Ende anschauen sollte.
Fazit: Traditionshorror erfolgreich modernisiert. * *
* *
Eine Filmkritik von Stephan
Brüggenthies (www.brueggenthies.org)
Ursprünglich veröffentlicht im Kölner Stadt-Anzeiger.
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