Bilanz eines Lebens (Japan 1955, Buch: Shinobu Hashimoto u. a., Regie: Akira Kurosawa, mit Toshirô Mifune und Takashi Shimura)

Ein Industriepatriarch, der seinen ganzen Clan aus Angst vor Radioaktivität von Japan nach Brasilien umsiedeln will, wird von seiner Familie entmündigt. Das alles wird erzählt aus Sicht eines ehrbaren Gerichtsbeirats, dem die ganze Angelegenheit ein schlechtes Gewissen bereitet.

Abermals zeigt sich Kurosawa nicht nur als Visionär, sondern er bricht seine globale Geschichte - hier geht es noch um Atomversuche im Pazifik, nicht um kaputte Kernkraftwerke - auf ein archaisches Familiendrama herunter. Dies ist bis zum bitteren Ende auserzählt, mit ruhigen, kraftvollen Bildkompositionen, die für sich schon eine Augenweide sind. Kurosawa erzählt bis ins letzte Detail mit höchster Präzision. Legendär ist beispielsweise die scheinbar banale Szene, in der der Industriepatriarch der gesamten geldgierigen Familie auf dem Flur des Gerichts eine Limonade bringt, was Gänsehaut wie Gedanken beim Zuschauer hervorruft.

Fazit: Für heutige Sehgewohnheiten anstrengend, aber äußerst lohnenswert. * * * *

Eine Kritik von Stephan Brüggenthies (www.brueggenthies.org)

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